— Eckernförder Zeitung, Artikel vom 30.08.2023
Große Zustimmung für „Power to heat“
— Foto: Dirk Steinmetz
Die Bürgermeister Fritz Wilhem Blaas (v.l., Barkelsby), Doris Rothe-Pöhls (Rieseby)
und Dorit von Weydenberg (Gammelby) unterstützen das Nahwärme-Projekt für
ihre jeweiligen Gemeinden, das die Firma Lorica mit Projektleiter Stefan Hobein
und Volker Göttsche begleitet.
Große Beteiligung, hohe Anschlussbereitschaft
Mit Strom aus sieben geplanten Windkraftanlagen zwischen Rieseby, Gammelby und Barkelsby möchte die Firma Lorica ein Nahwärmenetz in den Gemeinden bauen – nun liegen die ersten Ergebnisse von Haushaltsbefragungen vor.
von Dirk Steinmetz
Wie geht es weiter?
Wärmeversorgung in den Haushalten bewegt die Menschen, seit der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Abhängigkeit von russischem Gas so deutlich gezeigt hat. Zugleich fordert die Bundesregierung eine Energiewende, um damit zugleich das Klima zu schonen. Für Gammelby, Barkelsby und Rieseby hat die Firma Lorica aus Winnemark die Idee eines Landwerks Schwansen für eine gemeinsame Nahwärmeversorgung aufgebracht. Ihre Idee: Strom (auch Überschuss-Strom) aus Windkraft und Solarthermie erhitzt Wasser in einem Speicher. Über ein noch zu bauendes Netz wird die Wärme in die Haushalte gebracht. Dort wird eine Übergabestation die bisherige Öl- oder Gasheizung ersetzen.
Ob so ein System wirtschaftlich für den Investor wie auch die Anschlussnehmer ist, dafür sind Daten der Haushalte und das Interesse an einem Wechsel nötig. Die Ergebnisse von Haushaltsbefragungen in Barkelsby und Gammelby liegen vor. In Rieseby können Haushalte noch bis Ende des Monats ihre Fragebögen abgeben.
Das Interesse in Barkelsby und Gammelby ist überwältigend, stellen die jeweiligen Bürgermeister fest. So nennt Fritz Blaas für Barkelsby 430 Haushalte, die befragt wurden. Davon antworteten 270 (63 Prozent). Davon würden mehr als 96 Prozent die Möglichkeit eines Anschlusses an eine Nahwärmeversorgung befürworten. „Das sind absolut tolle Werte“, erklärt Lorica-Projektplaner Stefan Hobein. Auch in Gammelby ist das Interesse riesig, wie Bürgermeisterin Dorit von Weydenberg berichtet. Dort waren 187 Haushalte angeschrieben worden, 56 Prozent antworteten bislang. Davon gaben 97 Prozent ein positives Signal, sollte es ein Nahwärmeangebot geben.
In Rieseby wurden 980 Haushalt befragt. Bisher antworteten 161 (16 Prozent). Von diesen stehen 93 Prozent einem Anschluss positiv gegenüber.
Bürgermeisterin Doris Rothe-Pöhls ist etwas in Sorge, dass Rieseby die Chance auf eine Beteiligung vergibt. „Ich glaube, hier geht es um das Wir und nicht um das Ich“, sagt sie und appelliert an die Unschlüssigen, sich zu informieren. Die Umfrage ist unverbindlich, die zur Verfügung gestellten Daten dienen als Grundlage für die danach durch Lorica finanzierte (und zu 65 Prozent vom Bund bezuschusste) Machbarkeitsstudie.
Lorica setzt auch auf Firmen aus Dänemark, die über langjährige Erfahrung zu den dort seit langem praktizierten „Power to heat“-Wärmenetzen verfügen. Lorica wird den Gemeinden nach der Machbarkeitsstudie Angebote machen. Hält die Gemeindevertretung das Vorhaben für sinnvoll, muss sie B-Pläne erstellen und F-Pläne ändern. Erst dann müssen sich Bürger entscheiden, ob sie das Angebot annehmen. Keiner muss, das ist dem Lorica-Planer wichtig. Für einen Ausbau wird eine Anschlussquote von rund 65 Prozent der Haushalte angestrebt.
Nur in Kerngemeinden wirtschaftlich
In den drei Gemeinden werden nun erneut Haushalte angesprochen, die bisher nicht antworteten. Befragt werden nur Bürger in den Kerngemeinden, Splitter- und Außensiedlungen sind wirtschaftlich nicht anschließbar. Dieses ist anders als beim Internetausbau durch den Breitbandzweckverband, der für den unwirtschaftlichen Ausbau der Außenlagen vom Bund massiv gefördert wurde.
Je mehr Haushalte mitmachen, um so geringer werden die Kosten für jeden Einzelnen. Genaue Kosten können erst nach der Machbarkeitsstudie genannt werden. Dafür werden Angaben der Haushalte über bisherige Energiequellen und ihren Energiebedarf benötigt, um die Dimensionierung von Versorgungsleitungen und den benötigten Wasserspeicher zu ermitteln. Hierfür werden auch die Adressen benötigt.
Für die drei Bürgermeister ist klar, dass ihre Gemeinden selber nicht so ein Netz planen oder bauen könnten. Für Blaas ist es eine große Chance, dass die Bürger Heizalternativen geboten bekommen. So moniert er, dass die Bundesregierung zwar die Energiewende propagiere, aber außer Wärmepumpen keine Alternativen benennt. Für von Weydenberg ist die Sorge vor einer neuen Abhängigkeit, in der sich Haushalte bei einem Privatbetreiber eines solchen Netzes begeben, unbegründet. Gas und Öl würden sie ja auch bei Unternehmen kaufen und ebenso abhängig sein.
Hobein erklärt, dass selbst im unwahrscheinlichen Fall einer Insolvenz das Kapital der Firma im Netz vorhanden ist. Ein neuer Betreiber könnte leicht einsteigen. Die Versorgungssicherheit will das Unternehmen durch einen entsprechend groß dimensionierten Heißwasserspeicher sicherstellen. „Er wird so groß sein, dass alle Haushalte selbst bei 17 Tagen Windflaute und 17 Tagen ohne Sonnenschein mit Wärme versorgt werden“.
Von Windkraft sollen alle vor Ort profitieren
Mit ihrem Projekt wollen sie das oft genannte Argument gegen Windkraft entkräften, dass immer nur wenige verdienen. Die Gemeinden werden später über die Möglichkeit einer genossenschaftlichen Beteiligung beraten können. Dann könnten sie auch bei der Preisgestaltung, mitreden so Hobein. Das Unternehmen hat beim Landesamt für Umwelt Genehmigungsanträge für sieben Windkraftanlagen mit 200 Metern Höhe gestellt. Sie werden entlang der Eisenbahnstrecke Rieseby nach Gammelby stehen und liegen in den vom Land empfohlenen Eignungsflächen für Windkraft, PR2-RD_013 sowie PR2_RDE_ 301.
Befragung verpasst?
Falls Sie noch nicht an der Befragung teilgenommen haben sollten, können Sie gerne hier den Fragebogen und auch die Broschüre dazu noch runterladen und den ausgefüllten Fragebogen an das Lorica-Büro in Biere, Magdeburger Str. 7, senden.
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